top of page

Kindergarten Kreuzfeld Langenthal

Das Schulzentrum Kreuzfeld besteht aus Bauten von hoher architektonischer Qualität. Haushaltsschule, Primarschulhaus und Turnhalle repräsentieren unterschiedliche Charaktere. Die Haushaltsschule zeichnet sich durch eine rationale, fein gegliederte Fassade und ein knapp sitzendes Satteldach aus. Das Primarschulhaus beeindruckt mit großzügigen, hoch ausgebildeten Geschossen, einer strukturierten steinernen Lochfassade und einer großen Holzeingangstür. Die Turnhalle, ein Betonbau aus den 90er Jahren, präsentiert sich skulptural mit einem weit auskragenden Dach. Der neue Kindergarten schließt die vierte Platzkante zum bestehenden Gebäudetrio. Die Anordnung des langgestreckten Baukörpers ermöglicht eine zur Sonne orientierte Kindergartenspielfläche im Osten und im Westen Platz für Schulweg, Eingänge und Parkplätze. Es besteht eine klare Trennung zwischen Fußgängern und Autofahrern. Die flexible Raumstruktur mit leicht versetzten Volumen verleiht dem Bau eine kleinteilige Struktur und integriert sich gut in das Wohnquartier. Der Neubau stärkt die räumlichen Situationen im Wohnquartier und im Schulzentrum und verleiht dem Ensemble ein neues Gesicht zur Bleichestrasse hin.

 

Ankommen

Hinter der imposanten Kastanienbaumreihe nimmt sich der Neubau als fein gegliederter hölzerner Pavillon zurück und bietet den Kindern einen kleinen, geborgenen Massstab in der Kindergartenzeit. Je zwei Klassen haben einen gemeinsamen Eingang. Ähnlich einem Wohnhaus bilden Eingang, Garderobe mit Malecke, Gruppenraum, WC und Gartenausgang eine Einheit, um den Kindern einen überschaubaren Rahmen zu bieten. Zwischen den Doppelkindergarteneinheiten befinden sich die gemeinschaftlich genutzten Räume: eine Wohnküche, der DAZ Raum, Arbeitsraum Lehrer. Der Korridor erhält durch Aufweitung, Dachform und Oberlicht eine besondere räumliche Atmosphäre und endet jeweils mit einem Blick ins Freie. Der Zugang zum Garten ist über Fenstertüren in jedem Raum gewährleistet, so dass eine Lehrperson schnell über die kleine Trittstufe hinaussehen, rufen oder gehen kann. 

 

Nischen und Ausblicke

Alle Klassenräume sind nach Südosten zum Garten hin orientiert um die Morgensonne zu nutzen. Die Gruppenräume sind je nach Wunsch der Nutzer durch Faltschiebetüren, Vorhänge oder klassisch mit Wand und Tür abtrennbar von den Klassenräumen. Das auskragende Dach bietet den Kindern und Lehrpersonen einen komfortablen überdachten Aussenbereich zum Spielen entlang der Fassade und verschattet diese angenehm im oberen Bereich. Die Anordnung der Räume ermöglicht den Kindern eine schrittweise Aneignung des Kindergartens. Wer sich vorerst nur in Garderobe, Klassenzimmer und Gruppenraum aufhält wird nach und nach den Malbereich, den Nachbarkindergarten mit Gruppenraum und später die gemeinschaftlich genutzten Räume im Zentrum sowie den weiteren Zweifachkindergarten am Ende des Korridors als Paralleluniversum erkunden. Auf dem Weg sind immer wieder Durchblicke nach draussen oder Einblicke in andere Räume möglich. Dieser architektonische Rahmen ermöglicht jedem Kind auf seine Art und Weise Beziehungen zu den anderen Kindern und Lehrpersonen aufzubauen. Selbstständigkeit wird gefördert, aber auch zurückhaltende Kinder finden ihre Nischen.  

 

Draussen 

Mit der gestuften Abwicklung des neuen Gebäudekörpers entsteht auf der Westseite die Erschliessungszone mit einem Fußweg zur Bleichestrasse. L-förmige Sitzbänke vor den Eingängen schaffen einen kleinen Vorplatz. Spielfelder im Osten und Süden bieten abwechslungsreiche Möglichkeiten. Ein Heckenlabyrinth und ein Kletterparcours fördern die Kreativität und Motorik. Unter den mehrstämmigen Feldahornen und dem Sonnensegel entstehen Ruhezonen. Der gesamte Außenbereich ist von einer geschnittenen Hecke umgeben, entlang des Erschliessungswegs sind heimische Baumarten und eine Blumenwiese. Das bestehende Sandfeld im Westen kann mit Sträuchern, Insektenhotels und Amphibienstrukturen die Biodiversität für die Schulkinder erlebbar machen.

 

Flexible Raumstruktur 

Die Tragstruktur ist als reiner Holzbau geplant. Die einzelnen Tragelemente Stütze, Träger und Rippen sind freigestellt, dadurch wird das Stapeln der Holzteile sichtbar und auch für Kinder nachvollziehbar. Die Rippendecken spannen ca. 7m und liegen auf Holzständerwänden auf. Die Wände sind so angeordnet, dass jeder Klassentrakt für sich ausgesteift werden kann, was eine Etappierung sowie Erweiterbarkeit ermöglicht. Die verwendeten Materialen aus Fichte und Tanne wurden bewusst gewählt, so dass diese aus der Region bezogen werden können. Für die Bodenplatte und die Fundamente soll untersucht werden, ob Recyclingbeton zum Einsatz kommen kann, um die Nachhaltigkeit des Projekts weiter zu erhöhen. 

 

Etappierbarkeit 

Die repetitive Grundrissstruktur ermöglicht eine einfache Erweiterung um eine Kindergarteneinheit, wenn erforderlich. Die Baustelle kann separat betrieben werden, um den Dreifachkindergarten weiterhin in Betrieb zu halten. Ein Großteil des Holzbaus kann vorgefertigt werden, wodurch die Bauzeit verkürzt wird.

 

Holzfassade 

Der Holzbau sitzt auf einem Betonsockel, einer 14 cm hohen Stufe, die die Holzverkleidung vom Boden trennt. Die Eingänge sind ebenerdig. Die vertikalen Holzpaneele aus Tannenholz sind zweifach mit einer blaugrauen Schlammfarbe gestrichen und bilden einen Kontrast zu den weiss gestrichenen Fenstern. Die Leichtigkeit des Daches wird betont durch die weiss gestrichene Dachuntersicht. Aussen sichtbar gemacht werden die innenliegenden Stützen durch vorgesetzte Holzlatten, die zangenförmig um die auskragenden Dachbalken angeordnet sind. Das Dach ist extensiv begrünt mit aufgesetzten Photovoltaikelementen. Die zentralen Satteldächer mit Blechfalzdach dienen der Belichtung ausgewählter Bereiche wie Entree, Klassenzimmer, Küche, Lehrerzimmer sowie der Verteilung aller Haustechnikleitungen. 

 

Komfort und Energie 

 

Die Bauherrschaft wünscht ein komfortables Gebäude mit MINERGIE A ECO. Die Gebäudetechnik umfasst eine moderne Gebäudehülle, effizienten Sonnenschutz und geeignete Verputze für verbessertes Raumklima. Die Wärmeversorgung erfolgt durch die bestehende Nahwärmeanlage, wobei eine massvolle Gebäudetechnik bauliche Maßnahmen minimiert. Photovoltaikanlagen auf den Dächern decken einen Großteil des Eigenstrombedarfs ab. Die Heizungsanlage nutzt die Nahwärmeanlage, implementiert eine Flächenheizung mit Anhydritunterlagsboden und Einzelraumthermostaten. Die Lüftungsanlage gewährleistet eine kontrollierte Erneuerung der Luft, mit effizienter Leitungsführung und automatisierten Fenstern für sichere Nachtauskühlung. Sanitärinstallationen folgen dem aktuellen Stand der Technik mit wassersparenden Systemen, und der Energiebedarf für Warmwasser wird idealerweise von der PV-Anlage gedeckt.

 

Objekt

Kindergarten Kreuzfeld Langenthal Schweiz

Offener Wettbewerb

Projektverantwortlich

Miriam Weyell

Projektbeteiligte

Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Hoffmann & Müller Landschaftsarchitektur

BLM Haustechnik AG

NIKO Visual

bottom of page