top of page

Migros Herdern

EINE SCHRÄGE VORSTELLUNG

Artikel VBZ Westnetz 10/13

«Von der Parkspirale zum Kunstraum; 

Hin und wieder werden Bauten unter Denkmalschutz gestellt, ohne dass deren zukünftige Nutzung durchdacht wurde. So auch die Parkspirale des Mirgos Hauptsitz in Zürich-West. «Weyell Berner Architekten» haben die Rampe in einer Projektstudie

zweckentfremdet. Was tun, wenn man ein Bauwerk nicht abreisen darf? Was, wenn es keine Verwendung mehr dafür gibt? Dies musste sich die Migros wohl auch gefragt haben, als die Parkspirale ihres Hauptsitzes an der Pfingstweidstrasse ins Inventar der Stadt aufgenommen wurde. Im Rahmen der Projektreihe «Zürich7» erarbeiteten Weyell Berner Architekten eine Projektstudie, wie man die alte Rampe in Zukunft benutzen könnte. Die 1961 erbaute Dachzufahrt dient heute keinem Zweck mehr, denn 2010 wurde seitlich am Gebäude eine neue gebaut, finanziert von Stadt und Kanton. Dieser Neubau war nötig, da die Ausfahrt mit der verbreiterten Pfingstweidstrasse nicht mehr gewährleistet war. Nun steht sie also da, ohne Funktion, an dieser prominenten Stelle in Zürich West.

«Wir finden die Struktur der Rampe sehr elegant, aussergewöhnlich für so ein Verkehrsbauwerk.» sagt Architekt Florian Berner. Abgesehen vom eleganten Erscheinungsbild besetzt das nutzlose Gebäude allerdings ein Stück wertvolles Bauland. In einer Stadt, die nach mehr Nutzflächen schreit, scheint dies sehr sinnlos. Wo jedoch einige Sinnlosigkeit sehen, sehen andere eine Chance. Die Entwicklung von Zürich-West schreitet rasch voran. Mit dem Wachstum, entstehen auch neue Nischen, die gefüllt werden müssen. So wird man bald neue Infrastruktur- und Dienstleistungsangebote benötigen. Wo demnach mein Auge eine sinnlose Parkspirale sieht, sehen «Weyell Berner Architekten» ein Spielhaus für Kinder, eine temporäre Galerie, ja sogar eine Kunstgalerie.

DIE TEMPORÄRE GALERIE

Die erste Variante der Studie behandelt das Bauwerk sehr sorgfältig. Die Spirale ist immer noch als solche zu erkennen. Alleine die transparente Fassade verändert das Äussere minim. Bei Nacht leuchtet der Baukörper wie eine riesige Laterne. Die dezente Hülle sorgt dafür, dass bis weit über den Sommer hinaus, Veranstaltungen und Ausstellungen stattfinden können. Im Inneren wollen die Architekten nicht viel verändern, «das Rohe der Rampe soll die Atmosphäre prägen». Dass der Boden stetig abfallend zum Ende der Rampe hinführt, könnte zu ausgefallenen Ideen für Veranstalter und Aussteller sorgen.

 

DER ETWAS SCHRÄGE KUNSTRAUM

Ein härterer Eingriff sieht das Szenario «Kunstgalerie» vor. Äusserlich löst es sich total von der früheren Spirale. Damit soll ein Kontrast zwischen Hülle und Auffahrt beim Betreten geschaffen werden. Im eckigen Gebäude schraubt sich die Rampe als «Raum im Raum» in die Höhe. «Die Ausstellungen können im Sinne des Guggenheim Museums in NY entlang der Rampe gezeigt werden.» heisst es in der Projektstudie. In Frank Lloyd Wrights Museum führt auch eine spiralförmige Rampe durch die Ausstellung. Nur wurde sie eigens dafür gebaut und ist keine Umnutzung. «Dies könnte auch als ein Ableger des Migros- Museum beim Löwenbräu funktionieren.» sagt Berner.

 

ENDLOS HINAUF UND HINAB

Die Variante «Haus für Kinder» wiederum kommt zurück auf die ursprüngliche Form, auch wenn das Innere nicht mehr erkennbar ist. Die Projektstudie schlägt ein M-Budget Kinderhort für Berufstätige, Migros-Mitarbeiter und Anwohner vor. «Die Kinder können den ganzen Tag die endlos Spirale hinauf und herunter rennen und abends sind sie so müde, dass die Eltern sie nur

einpacken müssen. » sagt Berner «Danach schlafen sie gut.» Unter der Woche könnten bezahlbare Krippenplätze angeboten werden, am Wochenende würde das ganze Gebäude zu einem Spielhaus, heisst es in der Studie.

 

Wie alle Projekte der Reihe «Zürich7» dient auch diese Studie dem Gedankenanstoss. «Wir sind uns bewusst, dass dies nicht eins zu eins umgesetzt wird. Aber vielleicht erinnert sich schon

bald jemand daran.» sagt Berner. Ob die Stadt dieses Projekt so für durchführbar halte, habe man nicht abgeklärt. Aber auch sie wisse ja, dass die Parkspirale nicht die nächsten 50 Jahre nutzlos rumstehen könne. Die Migros hingegen weiss vom Projekt. «Wir haben die Studie der Migros geschickt. Sie sagten, es wäre ein interessanter Farbtupfer im Gesamtkonzept der Arealentwicklung, derzeit beschäftigen Sie sich jedoch mit der strategischen Ausrichtung des Areals.» Artikel VBZ Westnetz 10/13, T. Endut

 

Objekt

Studie 'Parkspirale Migros Herdern', Pfingstweidstrasse Zürich

Projektinitiative der Reihe Zürich7, 2013-14

 

Projektverantwortlich

Florian Berner

bottom of page