Seniorenzentrum Uzwil
Projektwettbewerb
„An der Glatt findet man viele verborgene Stellen, wo mit etwas Glück der Eisvogel anzutreffen ist“ Auszug aus www.nvuzwil.ch
Der Aufschwung mit der Industrialisierung ist in Uzwil noch immer gegenwärtig. Der Einfluss der Firma Bühler ist bis heute prägend. Fabrikgebäude, Fabrikantenhäuser und Arbeitshäuser sind durch die Firma selbst in Auftrag gegeben worden und im historistischen Stil erbaut. Der Neubau setzt dem Gebäude hinzu, das subtile Vielschichtigkeit mit feiner Ornamentik verbindet.
Der bestehende Gebäudekomplex ist in einer grosszügigen Grünfläche gelegen und wirkt auf der Geländekuppe als dominierender Solitär. Durch einen Teilabbruch von Haus B und Eingangsbereich Haus A werden die bestehenden Kubaturen herausgeschält. Zusammen mit dem Neubau formen sie einen zentralen Platz mit Blick auf die Stadtsilhouette. Der neue Baukörper wird zum Auftakt für den geplanten Wohncampus. Die Parkanlage mit schönem alten Baumbestand - Birkenhaine, alte Buchen und Kiefern - bietet Raum für abwechslungsreiche Spaziergänge. Im Ensemble entstehen zwei neue Platzräume, zwischen den Baukörpern und vor dem neuen Eingangsbereich. Das Entree, mit seitlichem Empfangsschalter geht über in eine offene innere Flaniermeile . Hier sind alle Gemeinschaftsbereiche angeordnet: das Restaurant mit Blick auf Uzwil, Kiosk, Coiffeur, Podologie, Physiotherapie, Therapieräume, Fitnessraum und der Wohn- Essbereich für Haus B.
Der Baumeisterstil in Uzwil zeichnet sich durch einen Reichtum an Materialien, Handwerk, Strukturen und teils industriell gefertigten Ornamenten aus. Die Farbgebung ist gedämpft: Wolkenweiss, Sandfarben, Steingrau, Wiesengrün. Die Fassade des Neubaus nimmt die bestehende Vielschichtigkeit auf und bleibt im gleichen farblichen Spektrum. Stützen und Balustrade der Balkone bestehen aus vorgefertigten Betonelementen mit eingelegtem „Eisvogel“ Ornament. Die Fügung der einzelnen Elemente ist von aussen ablesbar und erinnert an den Rhythmus der industriellen Vergangenheit. Weiss gestrichene Holzfenster und eine Aussenfensterbank auf Tischhöhe, breit genug um eine Tasse Tee abzustellen, vermitteln Geborgenheit. Die Haptik von warmem Holz, kühlem Beton oder glänzendem Stahl spricht die Sinne an. Im Fensterbereich öffnet sich die Fassade in Form eines Staketengeländers, dies bringt viel Licht ins Innere und eröffnet Blicke in die Ferne. Wie die erhabene, mit Holzschindeln geschmückte Scheunenfassade gegenüber entsteht zur Flawilerstrasse ein von Bäumen gesäumtes neues Gesicht. Der leicht ausgestellte Winkel der Südfassaden führt zum Eingangsplatz. Hier werden die Stützen der Balkone zur Arkade.
Die formale Gestaltung der Baukörper trägt massgeblich zu einem ökonomischen und nachhaltigen Nutzungskonzept bei. Vorgestellte Balkone schützen vor sommerlicher Überhitzung und erlauben gleichzeitig einen tiefen Lichteinfall bei tiefstehender Wintersonne. Ein aussenliegender textiler Sonnenschutz lässt sich individuell regulieren. Sichtbare innere Gebäudemasse (Boden, Wand) dient als passiver Wärmespeicher und thermischer Puffer. Die Bauweise beachtet unterschiedliche Lebenszyklen der Bauteile Struktur, Fassade, und Technik indem sie die Komponenten trennt und eine einfache Zugänglichkeit gewährleistet (vertikale Steigzonen).